08
Jan
2009
AlexZ
Abgelegt unter:

Die Evolution der bei mir mitwohnenden siliziumbasierenden Population


Intel 80386 mit mathematischen Coprozessor ("DX") und 33Mhz Taktfrequenz sowie mickrigem L1 Cache. L2-Cache befand sich damals noch auf dem Mainboard in Form von steckbaren ICs, L3-Cache war zu der Zeit noch ein feuchter Traum der Ingenieure.

Der erste Rechner, auf dessen Eingabeeinheit ich rumklappern durfte, war ein... war kein richtiger Computer, er wollte erst einer werden und hörte auf den Namen LC80, was wahrscheinlich am naheliegendsten mit "Lerncomputer anno 1980" übersetzt werden könnte. Die Eingabeeinheit hatte frappierende Ähnlichkeit mit dem Tastenfeld eines Taschenrechners aus dieser Zeit und die Ausgabe erfolgte über eine LED-Ziffernanzeige. Es gab keinen nichtflüchtigen Speicher und die Programmanweisungen mussten immer manuell eingegeben werden. Klingt nicht so schön, aber dies schulte ungemein das produzieren von schlankem Code.

Das erste selbst ausprobierte Computerspiel auf einem PC hieß "Prince of Persia" und machte einen guten Eindruck, zumal ich mir damals gar nicht vorstellen konnte, dass es sowas für einem mickrigen 8088 (oder wars schon der 286er) gab.

Während die langsameren 486er noch ohne Kühlkörper auskamen, ist bei 40Mhz schon ein Kühlkörperchen vorteilhaft, hier in der aufgeklebten Variante.
1994 leistete ich mir meinen ersten eigenen PC, einen 486DX40 mit 4MB RAM, 80MB Festplatte, Windows 3.1 für lächerliche 1500 D-Mark, dazu einen 14-Zoll-Monitor mit einen sagenhaft beschissenen Bild, dafür war er billig mit 500,-DM. Die erste Aufrüstung folgte kurz nach dem Kauf in Form einer Soundkarte, die mieser klang als das Handylautsprechergeplärre von heute, aber besser als der eingebaute Lautsprecher war sie allemal. Außerdem musste mehr Arbeitsspeicher her, da irgend so ein Weltraumballerspiel, dessen Namen ich vergessen habe, mindestens 8MB brauchte. 4MB-Module gab es schon für unbedeutende 250,-DM. Unglaublich, wie wenig man damals für soviel Geld bekommen hat, jedoch musste ich mir sagen lassen, dass früher (als das früher vor dem früher, von dem ich gerade schreibe) alles noch viel teuerer war.

IBM 486DX2-66 "Blauer Blitz" - was immer das auch bedeuten mochte
Die nächste Anschaffung war ein CD-ROM-Lauferwerk mit irren Double-Speed. Allerdings war es neu unerschwinglich, so dass ich ein gebrauchtes und defektes Gerät - es funktionierte manchmal, so etwa in 50% der Fälle - dafür kostete es nichts. So konnte ich die tollen Shareware-CD-als-Zeitungsbeilage nutzen, obwohl ich gar nicht wusste, was ich davon auf meine 80MB-Platte ziehen sollte. Die war eigentlich von Anfang an immer chronisch voll, obwohl es noch keine MP3s oder Videos im Internet gab, und Internet gabs ja auch noch nicht, jedenfalls nicht 1994 in meiner WG.

1996 kam ich das erstemal bewusst mit dem Internet in Berührung, als ich fern der Heimat im Auslandssemester in einem Computerkabinett (oder wie das hieß) die Funktion eines Emailprogramms studierte und die praktischen Eigenschaften des Netscape Navigators zu schätzen lernte. In dieser Zeit hatte ich meine Kiste zu einem 486DX2-66 mit 16MB aufgerüstet und meine Festplatte fasste mittlerweile 400MB (oder 1GB? Die 1GB-Platte habe ich auch irgendwann Ende der 90er eingebaut). Im Prinzip war mein Rechner auch öfter offen als zugeschraubt, ich musste immer irgend etwas optimieren, ausprobieren, upgraden, austauschen etc.

Zwischenzeitlich hatten Intel und AMD kurzzeitig auf Slot- anstat auf Sockel-CPUs gesetzt, um weiteren Cache integrieren zu können, allerdings nur für eine CPU-Generation. Der P2 befand sich in einem Plastikgehäuse, das ich mal entfernt habe.
Nach diversen weiteren Aufrüstungen gab es um 2000 herum einen harten Schnitt in der Evolution des Siliziumbegleiters: der 486 verstarb und bei mir zog ein gebrauchter und billig geschossener P2 mit 500Mhz ein. Der Monitor hatte mittlerweile 15 Zoll ("riesig") und war sogar weitgehend flimmerfrei bei 1024x768 Pixeln.

Etwa 1 oder 2 Jahre später der nächste harte Schnitt in meiner heimischen Rechnerpolutation: ein Athlon  mit 1 Ghz und 64MB Ram kam dazu, der aber kurze Zeit später wiederum einem  AthlonXP mit 1533Mhz, allerdings übertaktet auf 1667Mhz (PR 2000+  jeehaa!). Und hier war dann erstmal Schluss mit aufrüsten des Prozessors für ca. 6 Jahre, es wurden nur noch Board, Arbeitsspeicher, Festplatten und Grafikkarten in bestimmten Intervallen aufgerüstet, aber nichts aufregendes.

Mittlerweile bin ich vom upgrading zum downgrading übergegangen, ich verzichte wieder auf Rechenleistung zugunsten Sparsamkeit und Transportabilität. Und ich muss sagen, ich bereue nicht, mir ein Mininotebook zugelegt zu haben. Es kann alles, was es muss, und wenn es doch mal mehr sein muss, steht ja der PC noch in der Stube. Obwohl ich zugeben muss, dass der AthlonXP auch schon wieder Geschichte ist und durch was "Besseres" ersetzt wurde, aber dass will jetzt bestimmt keiner mehr wissen...


AUFWACHEN - TEXT IST ZU ENDE