08
Jul
2008
AlexZ
Abgelegt unter:

TFF Rudolstadt 2008 - Nachlese

(Hier gehts zum Bericht TFF Rudostadt 2007)

Überblick

Das TFF - Tanz und Folkfestival - in Rudostadt wurde dieses Jahr volljährig, es fand zum 18. Male statt. Mein Dabeisein hat sein zweites Jubiläum und aus diesem Anlass will ich meine Endrücke hier kurz niederschreiben, um bei aufkommender Altersvergesslichkeit alles selbst nochmal nachlesen zu können.

Im Vergleich zum TFF 2007 (hier mein Artikel zum TFF 2007) vermisste ich dieses Gedränge in der Stadt nicht. In der Tat hatte mann den Eindruck, es waren diesmal weniger Besucher zu Gast.

Bilder - Eindrücke

Das tat jedoch der der Atmosphäre keinen Abbruch. Schon allein die Straßenmusiker an fast jeder Ecke oder die spontanen "Kurz-"Konzerte im Biergarten waren den Eintritt wert:

Aber richtigen Konzerte fanden natürlich auf einer der vielen in der Stadt verteilten Bühnen auch statt. Insegsamt haben etwa 90 Künstler auf den 25 Bühnen der Stadt ihre Vorstellung von guter und traditioneller Musik zum besten gegeben.

Tanzgruppe auf der großen Bühne auf dem Markt

 

Musikgruppe im Musikzelt im Heinepark

 

Einer der großen Acts auf der großen Bühne im Heinepark

 

Argentinische Rapperinnen auf der Schlossterrasse

Und sonst so?

Folk meint ja im weitesten Sinne die Art Musik, die von der volkstümlichen Musik der jeweiligen Länder verwandt ist, dabei aber durchaus auch 'modern' klingen darf. Bei letzterem wird die Zugehörigkeit auch durch die Nutzung volkstümlicher Instrumente hergestellt.

Auffällig auch, insbesondere bei Teilen des Publikums, das man versucht, durch eigenartige Gewandung sich als Vertreter oder Konsument der Folkmusik zu  positionieren. Die Steigerungsform ist dann das Befestigen von Geräuschverursachern in Form von Glöckchen oder ähnlichen zum Beispiel am Fußgelenk, umauch dem sonst gleichgültigen Mitmenschen einen Blick auf sich selbst abzutrotzen. Hilfreich ist dabei auch, bei kleinstem Anlass einer möglichen Verkettung von Tönen zu Rythmen, sein Fußgeläut hopsender [tanzenderweise] zum erklingen zu bringen.

Da jedoch viele Besucher dieses Festes dem Folk mehr oder weniger stark zugetan waren, vermanschte sich das einezelne Fußglockenspiel zu einem Konglomerat an Luftschwingungen ähnlich eines startendem Düsenjets, glücklicherweise jedoch nicht in der gleichen Lautstärke.

Auch die Tanzwütigen ohne Geläut an der Fessel zeigten oft und ausdauernd ihre Fähigkeit, zu untanzbaren Melodien das folktypische Gehampel zu zelebrieren. War es manchmal lustig zuzuschaun oder sogar mitzumachen, so nervte es auch schnell, wenn die Sache in einen Wettbewerb auszuarten schien, wie untanzbares am besten in Tanzposen wiedergibt.

So manches mal hatte ich auch den Eindruck, dass Leute mit karnevalesker Ernsthaftigkeit sich in ihren Kostümen tarnten, wohl weil sie 363 Tage des Jahres so deplaziert in Ihrem normalen Lebensraum wirken mussten, so dass sie es umso kraftvoller und penetranter innerhalb von  2 Tagen nach außen diffundieren lassen mussten.

Aber auch die auftretenden Künstler waren meistenteils wirklich erfrischend anders als das, was man täglich in der hevy rotation im Radio hört oder im TV sieht. Da gibt es Beispiele:

  • die drei argentinischen Mädels ["Rapperinnen"] namens 'Actitud MAria Marta' (Blogspot, Myspace), die dem Publikum ihre gereimte Sozialkritik auf spanisch entgegenwarf, was bis auf den Umstand, das kaum jemand verstand, was sie rappten, wirklich eine durch und durch gelungene Performance war. Und dabei muss man beachten, dass sie zum ersten Mal in Deutschland waren und den DJ und den Akkordeonspieler erst am Tag ihres Auftrittes inn Rudostadt ansprachen und engagierten. 
  • oder Izabo aus Israel, eine Rockband mit z.B. den Doors als wurzeln, aber völlig unverwechselbar in ihrer Besetzung: die Keyborderin die sich zu langweilen schien, einem Bassgitaristen mit ADHS, einem Trommler mit unvergleichlicher Kraft und einem Sänger, der... naja...seine weibliche Seite nicht scheute, zu zeigen. Und so falsch war das nicht, kam so doch eine völlig eigenständige Darbietung zum Thema Rock zustande. Es war schön und es war laut, mein Tinitus lässt auch schon wieder nach.
  • Heinz Ratz - ein Mann, der dreimal die Diagnose Krebs bekommt und danach auf der Bühne steht, macht keine Scherze, auch wenn sie so klingen. Er verpackt mit seiner Band Strom-und-Wasser Ernsthaftes in Ironie und es ist Wahnsinn, ihm zuhören zu dürfen. Manchmal meint man sogar, er ist übergeschnappt. Und das gefällt (Scheinbar nicht nur) mir.
  • Olaf Schubert! Ich meine Olaf Schubert, denComedian und Entertainer. Eigentlich konnte ich seinen Auftritten im Fernshen nicht soviel abgewinnen, was vor allem daran lag, das ich ihn teilweise einfach nicht verstand. Bei seinem Live-Auftritt war dasänzlich anders: innerhalb anderthalb Stunden führte er die Zuschauer durch sein Universum, zunächst behutsam, um dann die Brecher krachen zu lassen -er nannte es Oral-Spasmen...
Hier endet zwar meine Aufzählung, allerdings nicht die Liste guter Gigs auf dem Fest. Im Großen und Ganzen war auf dem Fest für viele Geschmäcker das richtige dabei, wenn auch der große Headliner fehlte. Auf so ein Fest lebt ja von den Lünstlern und von der Atmosphäre drumherum, und letztere hat mich mal wieder völlig in ihren Bann gezogen.

Related links: TFF Rudostadt 2007