21
Okt
2008
AlexZ
Abgelegt unter:

BMW 330d Cabrio vs. Alfa Romeo 155 2.0TS 16V Sport

Italienisches Temperament trifft deutsche Solidität. Ein Vergleich, wie er unfairer nicht sein kann, und das verspricht Spannung, denn wir sind parteiisch, das Ende ist also offen.

BMW

Der Platzhirsch

Auf der Suche nach Perfektion findet man sich früher oder später im BMW wieder. Die Form gediegen, das Interieur schmeichelnd, das Finish perfekt. Lebensraum dieser Spezie: Innenstädte, bevorzugt PArktaschen vor Straßencafes, vielleicht ein bisschen Autobahn, die Landstraße zum eigenen suburbanen Gehöft. Protzen statt klotzen, der Wagen mit einem unerhört hohem Neidfaktor. Am liebsten gleitet er unter der Sonne Deutschlands ohne Toupetschutz. Das hat natürlich auch seinen Preis, was gut ist, hebt man sich doch so (Neidfaktor!) von der automobilen Masse ab.

Alfa Romeo

Die Diva

Alleinstellungsmerkmal: es gibt nicht mehr viele seiner Art. Ein Alfa Romeo halt. Nicht allein, dass eh schon wenige zugelassen wurden, haben die meisten schon wegen Alterschwäche das Zeitliche gesegnet. Wenn er so dasteht, ist der Neidfaktor eher beim Besitzer einer Diva aus dem Hause Alfa Romeo zu vermuten, Neid auf die alle anderen Fahrer von weniger zickigen in Blech gepressten feuchten Träume sogenannter Designbüros.

Mittlerweile muss man nach dem Kauf eines Alfas nicht mehr zuerst zum Baumarkt fahren und Spachtel, Kunstharz usw. holen, weil man zu Hause angekommen schon die ersten Rostlöcher entdeckt - das war der gängige Witz zu Alfasud-Zeiten. Trotzdem muss man als Alfa-Fahrer eine gewisse Leidensfähigkeit besitzen. Viele kleine Macken könnten einem die gute Laune verderben, oder man hält sie einfach aus, manche erledigen sich sogar von selbst.

Motor

Schwarz. Röhrender Lärm. Geschwindigkeit. Mehr braucht es nicht für ein wohliges Aufstellend er Nackenhaare bis hinunter zum verlängerten Rückenteil.

Bevor sie weiterlesen bitte ich im Hinterkopf zu behalten: der Vergleich ist ganz sicher nicht objektiv und natürlich stehen dahinter handfeste kommerzielle Interessen. Diese beiden Punkte tragen jedoch zur Authenzität des Vergleichstests bei.

Man mag es kaum glauben, aber der Motor ist das Sahnestück des Alfa, wenn man ihn gut behandelt. Du trittst auf das rechte Pedal und der Motor weiß sofort, was du meinst. Er spricht sofort an, keine Bedenkzeit, kein vorheriges luftholen. Der Klang ist ein einziges Jubeln bis zum Höhepunkt bei 7000 Umdrehungen, wobei man nie das Gefühl bekommt, jetzt quält man die Kleine. Aber am liebsten mag sie die 4000er, da zeigt sie es dir so richtig. Darunter versteckt sie ihr Temperant noch verschämt.

Ganz anders beim BMW. Solides Gefühl, ordentlicher Vorwärtsdrang, aber immer irgendwie sanft, teilweise verhalten. Kickdown - eine halbe Sekunde scheinen nur die Bits und Bytes in Aufruhr zu kommen, ehe es der Motor macht. Komisches Gefühl: 50 hundertsel denkst du: will er nun? Oder nicht? Dann will er aber, und wie - es geht ordentlich vorwärts. Allerdings immer mit diesem brummenden Unterton a la 'Übertreibs nicht, sonst spürst du die Knute meines ESP'. Firlefanz, aber echt mal.Als kleine Wiedergutmachung wurde ein automatisch versenkbares Stahldach eingebaut. Beim Auf- und Zuklappen hat man mehr Unterhaltung als bei so mancher Vorabendserei auf den einschlägigen Fernsehsendern.

Fahren

Souverän kann man mit BMW übersetzen. Keine Schwächen in den Bereichen, in denen man sich als Normalfahrer normalerweise bewegt. Man wird wenig bis kaum mit den Widrigkeiten verfehlter Investionspolitik im Straßenbau belästigt. Überhaupt wird man kaum von der Außenwelt belästigt, die ist irgendwo da draußen mit ihrem Lärm, ihrer Hektik und Widrigkeiten.

Ehrlichkeit ist die Tugend der Diva von Alfa Romeo. Niemals lässt sie dich um Unklaren darüber, welche Körnung der Belag hat und wieviel vom Frost gerissene Rinnen sich in der Straße befinden. Das kann man gut finden, oder auch nicht. Man ist immer nah dran ander Straße und... an der Umdrehungszahl des Motors. Gedämpft zwar, aber gut verständlich, teilt das Aggregat vorn seinen Betriebszustand mit. Einen Drehzahlmesser hätte auch gut in die Aufpreisliste verbannt werden können. Genau wie das Autoradio, das würde nur ablenken vom Jubilieren der Madame.

BMW

Preis

Ich kenne den Kurs jetzt gerade nicht, wieviele '96er 155 ein '06er 3er Cabrio kostet, aber das ist nicht der Punkt. Vielmehr kann man Spaß schon für wenig Money und viel Mut bekommen, Pfauenfaktor kostet erheblichen Aufpreis.

Alfa

Fazit

Für den schnellen Spaß bei klammen Taschen kann man sich ruhig mal mit den gereiften Jahrgängen aus dem Hause Alfa Romeo befassen. Hat man allerdings sein Gesicht zu verlieren und steht auf neidische Nachbarn - tja dann gehört natürlich so ein nicht gerade billiges, schönes wie unnützes Auto von BMW in die heimische Einfahrt. Es war schon immer etwas teurer, für einen Menschen mit gutem Geschmack gehalten zu werden.


nach einem Alfa schauen

1.
Kommentar
von Oliver (-)
1. Januar 2009

Das nenne ich mal einen Vergleich, der aus der Reihe tanzt. Als "automobiler Ignorant", der überhaupt nichts auf die Meinung der Nachbarn setzt, kann ich ihn objektiv lesen ;-)

2.
Kommentar
von AlexZ
12. März 2009
Der Vergleich ist ja nicht aus der Luft gegriffen, ich darf beide Fahrzeuge öfter mal bewegen. Bei einem von beiden ist das wie im Werbespot: vroom vroom und die Härchen am Arm bewegen sich im Takt. :-)
3.
Kommentar
von Alfa Romep (-)
9. September 2010

Also egal was man jetzt für eine Meinung hat, der Artikel war recht gut geschrieben und interessant!

4.
Kommentar
von Autolino-Gast (-)
19. April 2011

Das vroom vroom-Gefühl muss man erstmal bei einem Auto kriegen! Da fehlen dir die Worte ^^