07
Mär
2010
AlexZ
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Auf der Suche nach dem optimalen Betriebssystem für meinen Acer Aspire One

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 Mein kleines Notebook (neumodisch Netbook) ist mittlerweile 1,5 Jahre alt und ich bin immer noch nicht ganz so glücklich mit der Betriebssystemwahl. Im großen und ganzen eignen sich viele Betriebssysteme, sei es ein Linux- oder Windowsderivat, wahrscheinlich sogar ein FreeBSD (hab ich aber noch nicht ausprobiert).

Im folgenden will ich ein bisschen meine Odyssee durch den Dschungel der Systeme erzählen, und ich muss sagen, das Ziel ist immer noch nicht erreicht.

1. Linpus Linux - das Lightsystem

Mit dem Aspire One A150L kam Linpus -  wie die Modellbezeichnung schon mitteilt - vorinstalliert direkt vom Onlinehändler auf meinen Schreibtisch. Der erste Eindruck war 'Wow, das is aber fix' - während jegliche Windowsversionen noch mit dem Zeichnen des Fortschrittbalkens beschäftigt waren, stand Linpus bereits fertig gebootet und bereit zur Arbeit. Und hierauf folgte sogleich das zweite 'Wow': wo kann man denn hier das System nach seinen persönlichen Geschmacksverirrungen anpassen? Da hatte man wohl die Tester eingespart, die gern mal was anderes installieren wollen... nur Hausfrauen und Senioren mit anderen Steckenpferden als Programme auszuprobieren schienen die gesamte Testabteilung auszumachen. Keine Konsole, kein Paketmanager, nicht eine Möglichkeit, schnell mal Programme nachzuinstallieren z.B. ein (Achtung: neumodisch) App-Store oder eine 'Garage' oder eine stinknormale Paketverwaltung.

Zwar ist es möglich, irgendwie Programmpakete nachzuinstallieren, nicht zuletzt wegen der Verwandtschaft mit Fedora 8 (Werewolf), aber einfach mal schnell is nich

Einiges hat mein kleiner Rechenmeister schon nun doch schon an Bord: OpenOffice, Email, Firefox (Version 2 - sic!), ein paar Spiele, einen Messenger (auch schon uralt) und noch ein bisschen nutzlosen Krimskrams. Mit dem kann man einige grundlegende Sachen machen, aber der große Freudenschrei will mir da nicht entfahren.

Einen Lichtblick gibt es aber doch: man kann mit seinen (O2-)Surfstick mit dem aus der Windowswelt schon bekannten 'Mobile Partner'-Einwahlprogramm ins Internet - und das ist doch echt ein Pluspunkt (hier gibt es das Shellscript zur Installation über den Dateimanager). Wieso das ein Lichtblick ist, erkläre ich weiter unten.

So gibt es genug Veranlassung, sich nach einem anderen Betriebsystem umzuschauen.

Wertung: [-] (kein Doppelminus wegen des Vorhandenseins eines Einwahlprogramms für UMTS-Sticks)

2. Abenteuer im XP-Land

Das der Kleine auch als Version A150X mit vorinstalliertem Windows XP Home angeboten wurde, lag nichts näher, ein hier noch rumliegendes Windows XP Pro drüberzubügeln. Dazu braucht man eigentlich nur ein externes CD-Laufwerk (Achtung, nicht jedes ist dafür geeignet).

Ja, dieses Uralt-Windowa kennt natürlich nicht unser A150 oder besser dessen technische Eingeweide, es werden also Treiber benötigt. Die gibt es aber wohlfeil auf der Acer-Homepage.

So läuft also ein XP recht gut auf dem A150, mit vielen Vorteilen (alle Raubkopierten Sachen aus der Windowswelt) neben einigen Nachteilen (z.B. ist es arschlahm) trotz virtuellem Doppelprozessor. Auf die Dauer macht das jedoch keinen Spaß, den Desktop nur durch ein kleines 1024x600-Guckloch zu betrachten, neben der Eieruhr ist der Scrollbalken der ständige Begleiter eines jeden Benutzers. Das war ein Zustand, den ich nicht ertragen wollte. Da muss es doch noch was schickeres moderneres geben?

Wertung: [o] - Vor- und Nachteile heben sich auf

3.  Moblin 2.1

Moblin kommt als Imagedatei, diese kann mittels unetbootin auf einen USB-Stick kopiert werden und dieser dann als Bootmedium genutzt werdeb

Da haben Intelingenieure wohl das gleiche Problem mit Windows gehabt und sich gesagt: ach scheiße, lass uns was eigenes basteln, damit die Schwächen des Atomprozessors nicht gleich so auffallen. Und sieh setzen sich an ihre Geräte und erfanden: Moblin.

Moblin ist genauso wie Linpus irgendwann 2008 aus einem Linuxkernel-Ei geschlüpft. Und es sah niedlich aus. Und es war so anders. Es hatte mehr Ähnlichkeit mit einem... Smartphonebetriebssystem, wie Android vielleicht, wenn es das damals schon gegeben hätte...

Moblin ist schnell, sauschnell im Vergleich zu den anderen Fettwänsten, mit denen man Computer sonst so betreibt. Mein Smartphone bootet erheblich langsamer als Moblin, und das selbst ein angepasstes, propietäres System.

Installierte Programme starten schnell, es gibt eine Garage, in der weitere Anwendungsprogramme auf die Nachinstallation warten, es hat ein sehr eigenes, aber verflucht smartes Look'n'feel. So ganz anders als man es bisher von Computern und dessen Derivaten kannte, was auch gleichzeitig der Knackpunkt der ganzen Geschichte ist, denn daran scheiden sich die Geister: man mag es oder man hasst es. Keine Taskleiste, keine Möglichkeit, Programmfenster zu minimieren oder in der Größe zu verändern. Kein Sleep-, Standby- oder sonstigen Energiesparmodus (was eigentlich kein Problem ist, da es gefühlte 5x hoch- und runterfahren kann, bevor Vista aus dem Sleepmodus erwacht ist).

Leider muss man auch hier noch einige Sachen nachinstallieren, z.B. die verschiedenen Codecs für Audio und Video. Nix mit Out-of-the-Box.

Größtes Manko: wenn man mangels WLAN mit einem Surfstick in Internet will, ist man angeschmiert, es sei denn, man hat so ein internes UMTS-Modem aus dem Hause Sony-Ericsson an Bord. Dann gehts, sonst nicht. Und hier muss ich sagen, sollte ich mal ein Mininotebook mit interem UMTS-Teil haben, dann wirklich sehr gern, aber so: ohne USB-Stick-Treiber - ohne mich!

Eine kleine Unsicherheit zeigt sich auch schon am Horizont: so, wie das Moblin sich derzeit darstellt, wird es wahrscheinlich nicht weiterentwickelt, vielmehr soll es mit Nokias Eigenentwicklung Maemo verzwirbelt werden, und höchstwahrscheinlich kommt da hinten was raus, was nicht mehr Moblin ist.

Wertung: [+] weil ich das Look'n'feel mag, aber leider Abwertung wegen fehlender UMTS-Stick-Unterstützung

4. Ubuntu Netbookremix "UNR" (basierend auf Ubuntu 9.10)

Die Jungs von Canonical stricken ja nun schon seit 5 Jahren an ihrer Debianvariante namens Ubuntu (Download UNR hier), und meine persönliche Meinung ist, dass das Baby mittlerweile schon ganz ansehnlich geworden ist. Speziell für die kleinen Miniportablen haben sie eine Oberfläche entworfen, die man als ziemlich gelungen bezeichnen kann. Kein herkömmlicher Desktop mehr, sondern eine Art Starteroberfläche mit linksseitig aufgelisteten Gruppen, die Startersymbole jeweils in den sich öffenden Fenstern rechts, wenn man die jeweilige Gruppe öffnet. Also schick, sagte ich ja schon. Fast alle Fenster öffnen maximiert, so das eine größtmögliche Fensterfläche für die Anwendung zur Verfügung steht.

Die Programme sind auch jeweils in weitgehend aktuellen Versionen verfügbar, ein Updatemanager sorgt für die regelmäßige Aktualisierung des Systems. Das Repertoire an Programmen deckt sich mit denen aus den großen Ubunutuversionen.

Das WLAN-Modul hat niemals Grund zum klagen gegeben, Kamera und Mikro werden anstandslos eingebunden.

Fehlt noch die Betrachtung der UMTS-Unterstützung. Sie ist da, ohne dass man sich um eine Installation kümmern musste. Das bedeutet: man hat die größtmögliche Bewegungsfreiheit und immer Internet (sofern das Funknetz vorhanden ist). Zwei kleine Probleme trüben jedoch ab und an den Spaß: erstens kommt es ziemlich oft vor, dass beim Einwählen der Verbindungsversuch fehlschlägt. Und tut er das erstmal, ändert sich die Situation nicht mehr bis zu einem Reboot. Stick ziehen und wieder einstecken hat hier nie ausgereicht. Zweitens: Der Netzwerkmanager verhielt sich eigenartig. Wenn man in den Verbindungen mal rumfummeln wollte, hat die Passwortabfrage sich reingehängt, nach Eingabe des Passworts ist jedoch der Netzwerkmanager mit einer Fehlermeldung abgeschmiert. Behelfsmäßig konnte man ihn über die Konsole mittels sudo dann doch überreden, Eingaben entgegenzunehmen, aber die "feine englische Art" ist das ja nicht gerade.

Achso, fast vergessen, da schon so lange her: nach der Installation sollte sich ein Internetzugang in der Nähe befinden, da doch beträchtliches Wichtiges nachinstalliert werden muss, was auf der CD nicht vorhanden ist: vor allem Codecs für Musik- und Filmgenuss. War damals nervig.

Die Geschwindigkeit des Systems beim Starten und Landen Runterfahren ist so mittelberauschend, schneller als XP, langsamer als erwartet (und noch langsamer als Moblin).

Installation via USB-Stick (Image mittels unetbootin auf den Stick kopieren)

Bewertung: [+] Eigentlich gibts nix zu meckern, aber die nervigen Kleinigkeiten mit dem Netzwerkmanager und den fehlgeschlagenenVerbindungsversuchen führen zu einem "+" weniger

5. Easy Peasy Version 1.5

Eigentlich ist zu Easy Peasy schon alles im vorigen Abschnitt geschrieben, ist es doch ein Ubuntu mit schicken Federn und einigen Extras. Also nur kurz zu den Unterschieden zum Netbook-Remix:

Die Bootzeit ist länger, da Easy-Peasy noch auf Ubuntu 9.04 basiert, und sich in der Zwischenzeit einiges getan hat in Bereich Bootgeschwindigkeit und Grafiktreiber (auffällig, das bei UNR das Displayflaxkern beim Booten weg ist). Easy Peasy bootet laaangsam, das ist nicht mehr Stand der Technik, eine neuere Version wäre eine schöne Sache.

Die Starteroberfläche finde ich einen Tick besser, da hier der Bereich Dateimanager ausgegliedert wurde und einen Extrabereich auf der rechten Starterseite bekommen hat. Gefällt mir besser so.

Easy Peasy bietet ein paar mehr Grafik-Gimmicks, zum Beispiel bei öffnen oder schließen des Fensters, die kleine Ikonen drehen sich um sich selbst, wenn man sie startet - sieht lustig aus.

Alle Multimediatreiber sind bereits mit an Bord, da hat man auch keine Arbeit mehr mit Nachinstallation. Musik oder Filme kann man sofort genießen.

Skype ist vorinstalliert, genauso wie Picasa. Wer dies bereits aus der Windowswelt kennt, oder sogar sich sogar angemeldet hat, kann sofort loslegen mit telefonieren ( auch Bild) bzw. sein Googlebilderkonto pflegen.

Ein bisschen nachteilig: während bei UNR die Fenstergrößen immer der Auflösung angepasst sind, kann es bei Easy-Peasy schonmal passieren, dass ein Teil des Fensters nicht auf den Bildschirm passt und unten verschwindet. Doff, wenn sich da der "OK" Button befindet, den man dann natürlich nicht erreicht. Es gibt eine Möglichkeit, so ein Dialogfenster doch noch abzunicken, aber nur auf Grund der Tatsache, dass Easy-Peasy zwei Desktops zur Verfügung stellt, die untereinander liegen, also hat man den fehlenden Teil des Fensters meist auf dem zweiten Desktop. Das Umschalten braucht etwas Fingerspitzengefühl, aber es geht. Bedienungstechnisch geht das natürlich gar nicht. Mittelfetter Minuspunkt von mir dafür.

Auch hier das gleiche zickige Verhalten des O2-UMTS-Sticks: meistens gehts auf anhieb, oft aber eben auch nicht (und oft gerade dann, wenn man mal schnell was nachgucken möchte...)

Bewertung: [+] Eigentlich das ältere UNR, aber viel vorinstalliert, was Zeit, Schweiß und Energie spart. Abzug eines"+" aus dem gleichen Grunde wie bei UNR

6. Fazit

Eigentlich laufen alle vorgestellten Systeme auf meinem Acer Aspire One, aber irgendwas ist immer dabei, weshalb man wieder auf Probiermodus übergeht und die optimale Betriebssoftware sucht. Man könnte jetzt denken, ich hätte mich in die Suche selbst verliebt, aber nein, is nicht so.

Wenn ich denn einen Wunsch äußern dürfte: Ich würde die Geschwindigkeit von Moblin nehmen, dazu irgendeinen Einwahlmanager für den UMTS-Stick sowie die Softwarebasis eines Ubuntu. Dann wäre ich meiner Meinung nach da, wo ich vor 1,5 Jahren schon sein wollte. (und nein Ubuntu-Moblin ist keine Alternative, da es sich nur um Mimikri handelt, aber die wahren Vorteile von Moblin gar nicht mehr existieren).

Vieleicht schaffe ich es ja noch, das richtige System zu finden, ehe mein Aspire One den altersbedingten Abgang macht. Wünscht mir Glück.


P.S. Falls jemand Tipps oder Ideen bezüglich UMTS-Stick hat, ab in die Kommentare damit.

1.
Kommentar
von Christian (-)
24. Juni 2010

Hallöchen,ich habe mit meinem Acer Aspire One die gleichen Probleme wie du. Ich habe auch einen O2 Surfstick. Letztens habe ich Moblin 2.1 drauf und war schwer enttäuscht von der fehlenden UMTS Stick Unterstützung.Du könntest ja eigentlich mal das neue MEEGO und Jolicloud testen. Es würde mich schon sehr interessieren was deine Meinung zu den Beiden ist.VG und danke für den hilfreichen Beitrag Christian

2.
Kommentar
von AlexZ
25. Juni 2010

Hab MeeGo kurz angetestet. Zumindest wurde der Surfstick auch hier nicht automatisch erkannt. Vielleicht gibt es ja irgendwo (Zum Beispiel von diesen spanischen Vodafone-Jungs) nen Treiber dafür. Hatte bei mir aber schon unter Moblin nicht geklappt. Und so tief stecke ich da auch nicht drin, mir selbst was zu kompilieren. So gesehen ist die fehlende Unterstützung des O2-Surfsticks immer noch ein Grund, MeeGo nicht aufs den Acer zu ziehen.

3.
Kommentar
von Christian (-)
30. Juni 2010

Ja der Bug ist offiziell bei MEEGO bekannt. Naja im Notfall kann man das Handy als UMTS Modem verwenden, aber das ist mir zu umständlich. Dann werde ich wohl mal UNR auf mein Acer ziehen. Ich hoffe ich werde nicht enttäuscht sein. Ich stelle mich schon mal auf eine wesentlich höhere Bootzeit ein. Hoffentlich habe ich nicht die UMTS Probleme mit den Verbindungsabbrüchen. Wie das alles so mit Jolicloud läuft würde mich auch mal interessieren. Das fehlt noch in deiner Betrachtung. Hast du eigentlich mal vor das auch noch zu testen?

4.
Kommentar
von AlexZ
30. Juni 2010

Ist es ein Bug? Oder doch nur die fehlende Unterstützung? Ich würde mich ja freuen, wenn das in der nächsten Version verbessert würde, oder es wenigsten einen Treiber zum nachinstallieren geben würde...

UNR wird ist ja eine spezielle Abart der aktuellen Ubuntu-Version, ich denke, dass mittlerweile die Bootzeit sich verbessert hat.Müsste ich auch mal schauen, wie es jetzt aussieht. Im Ubuntuforum meine ich auch gelesen zu haben, dass diese Verbindungsprobleme mit der damaligen Kernelversion zu tun hatten. Na das macht ja Hoffnung, dass es besser geworden ist.

Jolcloud hab ich nur am Rande wahrgenommen, habe aber nicht vor, das demnächst mal auszuprobieren.

Eine kleine Fundgrube für Tests gibts bei heise:

 

http://www.heise.de/software/download/o0g0s3l11k200